MPU

Medizinisch-Psychologische Untersuchung


Die MPU ist keine leicht zu nehmende Hürde, und niemand sieht dieser Untersuchung ohne Anspannung entgegen. Es ranken sich ja auch jede Menge Mythen und Gerüchte um sie. So wird die MPU immer noch gern als “Idiotentest” bezeichnet, obwohl die Intelligenz des Untersuchten eine eher untergeordnete Rolle spielt. Auch bleibt die Ansicht verbreitet, dass die ganze Untersuchung eine Abzocke darstelle und dass man doppelt bestraft werde. Ebenso dürfe man bei der Untersuchung bloß nicht die Wahrheit sagen, denn der untersuchende Psychologe würden einem die Worte im Munde umdrehen. Und beim ersten Mal falle man sowieso durch.


Die MPU (medizinisch-psychologische Untersuchung) dient der Feststellung der Kraftfahreignung. Geeignet zum Führen von Kraftfahrzeugen im Straßenverkehr ist gemäß § 2 Abs.4 StVG, wer die körperlichen und geistigen Anforderungen zum sicheren Führen von Kraftfahrzeugen erfüllt und nicht erheblich oder wiederholt gegen verkehrsrechtliche Bestimmungen verstoßen hat. Falls ein Kraftfahrer durch eigenes Fehlverhalten (Trunkenheits- oder Drogenfahrt, Ordnungswidrigkeiten oder Straftaten im Straßenverkehr) die Verkehrssicherheit anderer Verkehrsteilnehmer bedroht oder gefährdet, kann die Fahrerlaubnisbehörde ( Führerscheinbehörde) zur Abklärung von Eignungszweifeln die Durchführung einer MPU durch eine amtlich anerkannte Begutachtungsstelle für Fahreignung (z.B. DEKRA, TüV, PIMA, AVUS, IAS u.a.) verlangen. Nur so kann die Behörde über Entziehung oder Neuerteilung einer Fahrerlaubnis entscheiden. Die Fahrerlaubnisbehörde selbst kann diese Eignungsbeurteilung nicht vornehmen, da sie nicht über die notwendigen medizinischen und psychologischen Fachkenntnisse verfügt.


In Deutschland gibt es die MPU seit 1954. Im Ausland sind anstelle der hier fachlich begründeten Einzelfallprüfungen häufig drakonische Strafen (Freiheitsentzug, Wegnahme des Autos etc.) bei schwerwiegenden Verkehrsstraftaten üblich. Nach allen Erfahrungen steht jedoch die Härte der Strafe in keinem ursächlichen Zusammenhang mit der Rückfallwahrscheinlichkeit bzw. einem erhöhten Unfallrisiko. Entscheidend ist vielmehr die Bereitschaft zur selbstkritischen Auseinandersetzung mit dem eigenen Problemverhalten und dem Aufbau neuer Einstellungen und Verhaltensweisen.


Folgende Auffälligkeiten sind in der Regel Anlässe für die Anordnung einer MPU:

  • Teilnahme am Straßenverkehr unter Alkoholeinfluss mit einer BAK von 1,6 Promille und mehr (in Zukunft können auch schon 1,1 Promille reichen)
  • Wiederholte Teilnahme am Straßenverkehr unter Alkoholeinfluss
  • Verkehrsteilnahme unter Drogeneinfluss
  • Besitz oder Konsum illegaler Drogen
  • Erreichen oder Überschreiten von 8 Punkten im Fahreignungsregister
  • Erhebliche Straftat im Straßenverkehr oder mit Aggressionspotential
  • Geistige oder körperliche Mängel

Kann man die MPU beim ersten Mal bestehen? Ja, wenn man sich rechtzeitig vorbereitet. So meistern etwa 85 % der Untersuchten die MPU auf Anhieb, weil sie sich bei einem qualifizierten Verkehrspsychologen fachliche Hilfe geholt haben. Die Hilfe besteht nicht (wie bei vielen unseriösen MPU-Vorbereitern) im Auswendiglernen vermeintlich richtiger Antworten, sondern es kommt auf das Aufarbeiten der persönlichen Geschichte an. Welche Eigenschaften, Werte und Einstellungen der betroffenen Person haben zu den aktuellen Verkehrsdelikten geführt. Erst das Verständnis für die Bedeutung dieser Fakten kann helfen, Einsichten und dann auch Verhalten zu beeinflussen und nachhaltig zu ändern. Wer mit einer Vorbereitung zu lange wartet und erst kurz vor dem MPU-Termin psychologische Beratung und Hilfe sucht, kann in den meisten Fällen die nachhaltige Verhaltensänderung nicht belegen.


Je früher man mit der Vorbereitung beginnt, desto größer sind später die Erfolgschancen. Leider warten viele Klienten oft bis kurz vor dem MPU-Termin, bevor sie sich kümmern. Das ist oft auch kein Wunder, da weder vom Gericht (bei der Verurteilung) noch von der Führerscheinstelle (bei Antragstellung) Hinweise auf eine notwendige Vorbereitung gegeben werden. Es gibt natürlich rühmliche Ausnahmen, aber die sind nicht die Regel.


Alle Begutachtungsstellen für Fahreignung (Liste der Begutachtungsstellen auf bast.de) veranstalten regelmäßig kostenfreie Infoabende. Die Infoabende ersetzen aber keine individuelle Erstberatung beim Verkehrspsychologen, in denen die persönlichen Voraussetzungen für eine positive MPU erfasst werden können.


Die beste Vorbereitung ist und bleibt die verkehrspsychologische Einzelintervention. Mit ihr hat man nicht nur die größten Chancen, die MPU auf Anhieb zu meistern, sondern auch das veränderte und als korrekt erkannte Verhalten beizubehalten. Dadurch verringert sich die Rückfallgefahr, erneut im Straßenverkehr mit ähnlichen Delikten aufzufallen.


In der Einzelintervention lernt der betroffene Klient, wie Fragen in der MPU richtig beantwortet werden. Hier ist Ehrlichkeit gefordert, aber ehrliche Antworten beinhalten mehr als den Klienten bewusst ist. Wer meint, er habe doch die Wahrheit gesagt, sieht oft nur die Spitze des Eisbergs. Die Gutachter wollen aber die ganze Lebensgeschichte hören, und Teile davon bleiben vielen Klienten verborgen, wenn er sie nicht durch Gespräche mit dem Psychologen aufarbeitet. Der Mensch vergisst bzw. verdrängt viele Fakten, die als Anbahnung des späteren Deliktverhaltens zu werten sind. Wer seine Vergangenheit kennt und gut vorbereitet zur MPU geht, versteht auch die Untersuchungsfragen und begegnet dem Gutachter nicht mit unbegründetem Misstrauen.


Das Ziel sollte nicht nur sein, den Führerschein wieder zu erlangen sondern auch, diesen zu behalten.